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Das Betäubungsmittelgesetz hält fest, dass das Bundesamt für Gesundheit eine Dokumentations-, Informations- und Koordinationsstelle betreibt. Diese Koordinations- und Fachstelle Sucht «Infodrog» wird seit 2009 und noch bis 2029 von der Schweizerischen Gesundheitsstiftung Radix geführt. Die Arbeiten von Infodrog sind 2022 von KEK – CDC evaluiert worden. Was waren die wichtigsten Ergebnisse? Spectra hat bei Kathrin Frey, Co-Geschäftsleiterin von KEK – CDC, nachgefragt.

Ihre Ergebnisse zeigen, dass Infodrog einen wesentlichen, kohärenten Beitrag zu den vier übergeordneten Zielen der Nationalen Strategie Sucht erbringt. Können Sie das erläutern?

Wir haben die Angebote von Infodrog analysiert und festgestellt, dass die Fachstelle Infodrog zu allen vier übergeordneten Zielen der Nationalen Strategie Sucht Angebote erbringt. Sie ist in allen Handlungsfeldern der Strategie aktiv und leistet bei 14 von 21 Massnahmen einen Beitrag. Wir haben keine Angebote von Infodrog gefunden, die nicht mit der Strategie Sucht im Einklang stehen. Die grössten Beiträge leistet Infodrog zu Ziel 2 «Beratung und Therapie» und zu Ziel 3 «Schadensminderung und Risikominimierung». Zudem übernimmt Infodrog wichtige Aufgaben in den steuerungsorientierten Handlungsfeldern der Strategie. Die befragten Fachleute im Feld kennen und schätzen die entsprechenden Angebote.

Nationale Strategie Sucht 2017-2024

Die nationale Strategie Sucht verfolgt folgende übergeordnete Ziele:

  • Suchterkrankungen werden verhindert.
  • Abhängige Menschen erhalten die notwendige Hilfe und Behandlung.
  • Gesundheitliche und soziale Schäden werden vermindert.
  • Negative Auswirkungen auf die Gesellschaft werden verringert.

www.bag.admin.ch/sucht

Wo liegen die wichtigsten Stärken von Infodrog?

Infodrog gelingt es gut, zahlreiche Akteure zu vernetzen und einzubinden. Infodrog beteiligt Fachpersonen aus der Praxis beim Erstellen von Arbeitsinstrumenten, was fachliche Qualität und die Praxisrelevanz sichert. Diese Zusammenarbeit stärkt auch ein gemeinsames Verständnis etwa zur Qualität von Suchtarbeit. Dieser partizipative Zugang ist eine grosse Stärke. Eine zweite wichtige Stärke und ein zentrales, innovatives Angebot von Infodrog ist die Online-Beratungsplattform «Safe Zone». Infodrog managt dieses Portal und entwickelt es mit Partnern stets weiter.

Infodrog ist hauptsächlich über Gremien aktiv. Wie beurteilen Sie die Gremienarbeit von Infodrog?

Diese Vernetzungsaufgabe ist in der Schweiz sehr wichtig. Es gibt sehr viele Akteure im Bereich Sucht. Infodrog ist ständiger Gast in der kantonalen Konferenz der Suchtbeauftragten, beteiligt sich u.a. an Gremien der regionalen Suchtfachverbänden und führt auch eigene Arbeitsgruppen mit Akteuren aus allen Sprachregionen. Die interviewten Fachleute beurteilten die Gremienarbeit durch Infodrog mehrheitlich positiv. Mit der Gremienarbeit trägt Infodrog zum Informationsfluss bei. Sie ermöglicht, dass neue Probleme und Herausforderungen schneller erkannt und gemeinsam bearbeitet werden können. Als Beispiel wird in den Interviews etwa die Problematik des Mischkonsum von mehreren psychoaktiven Substanzen erwähnt. Die Suchtfachleute nehmen Infodrog als Bindeglied zwischen dem BAG, den kantonalen Beauftragten für Suchtfragen und weiteren Akteuren aus dem Feld wahr. Natürlich besteht auch die Gefahr, dass man sich bei so vielen Gremien verzettelt. Deshalb haben wir Infodrog empfohlen, bei der Gremienarbeit eine strategische Priorisierung vorzunehmen.

Erfüllt Infodrog die Funktion als Schweizerische Koordinations- und Fachstelle Sucht?

Ja, die Evaluation zeigt, dass Infodrog als zentrale, vernetzende Fachstelle etabliert und anerkannt ist. Sie ist für die befragten Fachleute eine bedeutsame und glaubwürdige Informationsquelle. Bezüglich Koordination und Innovation erfüllt Infodrog allerdings nicht alle Erwartungen der befragten Fachleute. Die Möglichkeiten von Infodrog sind in diesem Bereich aber begrenzt. So verfügt Infodrog über keine Kompetenz gegenüber den Akteuren, die sie koordinieren sollte. Sie ist auf deren Kooperationswillen angewiesen. Infodrog hat auch keine finanziellen Mittel, mit der sie die Koordination und die Innovationen von Suchtakteuren unterstützen könnte.

Wo sehen Sie Verbesserungspotential?

Infodrog könnte ihre hohe Glaubwürdigkeit und ihre zentrale Stellung im Netzwerk durchaus noch stärker nutzen, um koordinierend und innovationsfördernd zu wirken. So könnte Infodrog internationale Erfahrungen oder vielversprechende lokale Initiativen noch besser als Impulse für neue Entwicklungen einsetzen. Wir empfehlen dem BAG und Infodrog, die Innovationskapazität von Infodrog zu stärken. Zudem haben wir Optimierungspotential bei der strategischen Ausrichtung von Infodrog festgestellt: Infodrog hat eine lange Geschichte und hat sich kontinuierlich entwickelt. Dadurch ist heute nicht ganz klar, wo ihre Schwerpunkte liegen. Ein Beispiel: Das BAG hat den Auftrag von Infodrog im Jahr 2020 auf alle Bereiche der Strategie Sucht und damit auf alle Suchtformen erweitert. Heute ist jedoch unklar, wie stark Infodrog beispielsweise Tabak- und Nikotinsucht oder Verhaltenssüchte bearbeiten soll. Diese strategische Ausrichtung sollte mit den regionalen Fachverbänden und mit Sucht Schweiz abgesprochen werden.

Bei gewissen Angeboten haben wir zudem Verbesserungsmöglichkeiten zurückgemeldet. Davon hat Infodrog schon einiges angepasst.

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Kontakt

Thomas Siegrist
Sektion Prävention in der Gesundheitsversorgung

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